18 Februar 2007

Die polnische Gräfin

Graf Mankowski war von einer Vornehmheit, "die es vorzieht, eine Anekdote zu reichen, statt Recht haben zu müssen", ein echter Fontanescher Plauderer also, das Gegenbild seiner Privatgelehrten und Verbiesterten. Zu erzählen wäre die Geschichte einer Polin, die sieben deutsche Offiziere für sich gewinnt. Zu malen das Bild, nicht des Kaisers, aber eines ebenso unbedingten Gehorsam fordernden polnischen Offiziers, der fünf polnischen Soldaten, die auf einen deutschen Offizier einschlagen, dies verweist, aber nicht den Gehorsam findet, den der junge Napoleon bei seinen Truppen fand, sondern angeschossen, lebensgefährlich verletzt "in einem Lazarett irgendwo in Zentralpolen" liegt. Der Feldwebel, der der polnischen Gräfin gefällig ist, der deutsche General, der hilft, sie gehören noch zur romantischen Erzählung. Die Gestapo, die Befehle eines Generals zerreißt, der Zug, in dem die Familie vereint mit anderen polnischen Gefangenen der Erschießung entgegenfährt, er hat schon etwas vom Zug nach Oświęcim, dem Zug, der auch in Jurek Beckers "Jakob der Lügner" fährt. Doch dann tut sich eine Tür zu einem Abteil auf, in dem deutsche Wehrmachtsoffiziere sitzen, und die Geschichte der polnischen Gräfin kann fortfahren, von ihrem "Standesdünkel" zu berichten, der ihr Leben und dreimal das ihres Mannes retten sollte. Und vom "weißen Araberhengst Dahoman, am herbstlich sich färbenden Waldrand", mit dem sie galoppiert. Und vom Oberst, dem dies Bild "Glut in die Asche seiner Jugendträume" haucht.

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