aus Eichendorff: Dichter und ihre Gesellen Kapitel 24
13 Mai 2024
Eichendorff: Das Märchen von Kasperl und Annerl und die romantische Ironie
aus Eichendorff: Dichter und ihre Gesellen Kapitel 24
11 Mai 2024
Mordversuch an Jesus
So lehrt' er mit Weisheit. Die Leute liefen zu Aus ganz Galiläa, das Gotteskind zu sehn, Verwundert, von wannen solch Wort ihm käme, So weislich gesprochenes, daß er den Willen Gottes So wahrhaftig zu sagen wußte, So kräftig zu künden. »Er ist doch ein Kind des Landes, Ein Mann aus unsrer Mitte; seine Mutter wohnt bei uns, Ein Weib aus dem Volke, wie wir das alle wissen. So kennen wir seine Abkunft, seine Kundschaft und Sippe; Sie erwuchsen hier wie wir. Wie käm ihm solch Wissen, Wie vermöcht er mehr als andre Männer?« So verachteten ihn alle, sprachen übel von ihm, Verhöhnten den Heiligen, wollten nicht hören Auf seine Gebote. Da mocht er der Bilder viel Ihres Unglaubens wegen ihren Ohren nicht gönnen Noch hehre Zeichen zeigen: er kannt ihren Zweifelsinn, Ihren widrigen Willen. Keine andern waren Unter den Juden so grimm wie die Galiläer, So harten Herzens, obwohl der Heilige Christ Da geboren war, Gottes Sohn, doch wollten sie seine Botschaft Nicht freundlich empfangen, vielmehr begann das Volk, Das rohe, zu beraten, wie sie den reichen Christ Recht martern möchten. Sie ließen die Mannen Sich sammeln und scharen: Sünde wollten sie Dem Gottessohne gern andichten Aus widrigem Willen. Seiner Worte achteten sie nicht, Der weislich gesprochenen, sondern besprachen sich, Wie sie den Starken von einer Steinklippe würfen, Über einen Burgwall: sie wollten Gottes Geborenen Des Lebens ledigen. Doch er mit seinen Leuten Fuhr fröhlich einher; ohne Furcht war sein Herz: Ihm mochten, wußt er, die Menschenkinder, Seiner Göttlichkeit wegen, die Judenleute, Eh seine Zeit kam, nicht Schaden zufügen, Leidige Verletzung. Mit seinen Leuten all Stieg er auf den Steinholm, der Stätte zu, Wo sie ihn vom Walle zu werfen gedachten, In den Grund zu begraben, daß er den Geist aufgäbe, Das Leben ließe. Doch ward den Leuten ihr Anschlag Auf dem Berge oben, der bittre Gedanke, Den Juden vereitelt: nicht einer war so grimmen Muts, So widrigen Willens, daß sie des Waltenden Sohn, Den Christ noch erkennten. So kund war er keinem, Daß sie ihn unterschieden. So konnt er unter ihnen stehn, Mitten in der Menge der Menschen gehen Und das Volk durchfahren. – Den Frieden schuf er sich Selbst wider die Schar und schritt dann mitten Durch das Volk der Feinde und fuhr dahin, Wo er wollte, in eine Wüste, des Waltenden Sohn, Der Könige kräftigster: er hatte der Kür Gewalt, Wo er im Lande am liebsten wollte sein, Weilen in dieser Welt. (Heliand: Mordversuch) |
Enthauptung Johannes des Täufers
Markus 6,17–29 EU und Matthäus 14,3–12 EU
Andern Weg fuhr derweil Mit den Jüngern Johannes, Gottes Amtmann. Er lehrte die Leute langwährenden Rat, Hieß sie Frömmigkeit üben und die Frevel meiden, Mein- und Mordtat, und war manchem lieb Der guten Menschen. Er besuchte den Judenkönig In seinem Hause, den Heerführer, der geheißen war Nach den Eltern Herodes, der übermütige Mann. [...] Nun war in dem Jahrgang des Judenkönigs So endete von allen Erdenmännern |
10 Mai 2024
Heliand: Stillung des Meeres
Da kam ein groß Gewühl
Aus allen Gauen um Christi Gaben willen,
Um des Mächtigen Schutz. Da wollt ein Meer befahren
Gottes Sohn mit den Jüngern, an Galiläaland hin,
Auf den Wogen, der Waltende. Der Leute Gewühl
Hieß er weiterwandern; mit wenigen stieg
In einen Nachen nur der Nothelfer Christ,
Von der Reis' erschöpft bis zum Schlafe. Die Segel hißten
Wetterweise Männer und ließen vom Winde sich
Über den Meerstrom treiben, bis in die Mitte kam
Der Göttliche mit seinen Jüngern. Da begann des Wetters Kraft:
Im Wirbelwinde stiegen die Wogen,
Nacht schwang sich schwarz hinab, die See kam in Aufruhr,
Wind und Wasser kämpften. Angst erwuchs den Leuten,
Da das Meer so mutig ward. Der Männer versah sich keiner
Längeres Lebens. Den Landeswart alsbald
Weckten sie und sagten ihm von des Wetters Kraft,
Flehten, daß gnädig ihnen der Notretter Christ
Wider das Wasser hülfe, »sonst werden wir qualvoll
Sterben in diesem Sturm«. Da stand vom Lager empor
Der gute Gottessohn und sprach zu den Jüngern:
»Euch darf des Wetters Wut wenig erschrecken:
Wie hat euch Furcht erfaßt? Noch nicht fest ist euch das Herz,
Noch laß*euer Glaube. Nicht lange mehr währt es,
So muß die Strömung stiller werden
Und das Wetter wonnesam.« Da sprach er zu dem Winde
Und zu dem Meer zumal und hieß sie milder
Beide gebaren. Dem Gebot gehorsam
Und des Waltenden Wort, stillten die Wetter sich,
Heiter floß die Flut. [...] (Heliand: Stillung des Meeres)
Weitere Textausschnitte aus dem Heliand
08 Mai 2024
Heliand: Bergpredigt
Die Bergpredigt
Einen Berg hinauf, der Gebornen hehrster,
Setzte sich sonders und ersah sich da
Treuhafter Männer und trefflicher zwölf,
Gar gute Freunde, die hinfort zu Jüngern
Alle Tage der Teure gedachte
In seiner Gefolgschaft mit sich zu führen.
Er nannte sie bei Namen und hieß sie näher gehn:
Andreas zuerst vor allen und Petrus,
Die beiden Gebrüder, und bei den beiden
Jakobus und Johannes, die Gottgeliebten.
Ihnen war er mildes Muts; eines Mannes Söhne
Waren sie beide: die wählte Gottes Sohn,
Die Frommen, in sein Gefolge, und der Freunde noch viel,
Erlauchte Männer: Matthäus und Thomas,
Die beiden Judas und Jakob den andern,
Der ihm selber geschwistert war, denn von zwei Schwestern
Waren beide, Christus und Jakob, geboren,
Als Vettern befreundet. Der Gefährten hatte
Neune nun gekoren der Nothelfer Christ,
Zuverlässige Männer. Da hieß er auch den zehnten
Mit seiner Gesellschaft gehn, Simon geheißen.
Auch den Bartholomäus hieß er den Berg hinauf
Aus dem Volke fahren, und dazu Philippus,
Die zwei Getreuen. Die zwölfe gingen mit ihm,
Die Recken, zur Versammlung, wo er zu Rate saß,
Der Menge Mundherr, der dem Menschengeschlecht
Wider der Hölle Zwang zu helfen gesonnen war,
Aus dem Pfuhl zu fördern jeden, der folgen will
So lieblicher Lehre, als er den Leuten dort
Durch seine Weisheit zu weisen gedachte.
Dem Beseliger Christ kamen da zunächst
Die Gesellen zu stehn, die von ihm selber erkoren
Waren, dem Waltenden. Die weisen Männer
Umgaben den Gottessohn: ihre Begierde war groß,
Der Erwählten Wunsch, seine Worte zu hören.
Sie schwiegen und horchten, was der Herr der Völker,
Der Waltende, wollte in Worten verkünden
Den Leuten zuliebe. Da saß der Landeshirt
Den Guten gegenüber, Gottes eigner Sohn,
Wollt in seiner Rede, manch sinnvollem Wort,
Die Leute lehren, wie sie Gottes Lob
In diesem Weltreiche wirken sollten.
Erst saß er und schwieg, sah sie lange an,
War ihnen hold im Herzen, der heilige Herr,
Mild im Gemüte. Den Mund nun erschloß er
Und wies mit seinen Worten, des Waltenden Sohn,
Des Hochherrlichen viel. Den Helden sagt' er
In spähen Sprüchen, die zu der Sprache
Christ, der Allwaltende, gekoren hatte,
Welche von allen Erdenbewohnern
Gott die wertesten wären der Menschen:
»Ich sag euch sicherlich, selig sind
In dieser Mittelwelt, die im Gemüte
Arm sind aus Demut, denn das ewige Reich
In des Himmels Au ist ihnen geheiligt,
Ihr Leben schwindet nicht. Selig auch
Die Sanftsinnigen: sie sollen dasselbe Land
Besitzen, dasselbe Reich. Selig dann,
Die ihr Unrecht beweinen, sie dürfen Freude gewärtigen,
Trost in demselben Reich. Selig die Getreuen auch,
Die nach Gerechtigkeit richten: im Reiche des Herrn
Finden sie vollen Lohn. Des Frommens genießen,
Die gerecht hier richteten, mit der Rede nicht täuschten
Die Menschen am Mahlstein. Selig, dem milde war
Das Herz in der Heldenbrust: ihm wird der heilige Herr,
Der Mächtige, mild. Selig auch in der Menge,
Die reines Herzens sind: sie sollen den Himmelswalter
Schaun in seinem Reiche. Selig sind auch
Die Friedfertigen, die nicht Fehde stiften,
Mit Schuld sich beschweren: sie heißen Söhne des Herrn:
Ihnen will er gnädig sein, daß sie lange genießen
Sollen seines Reichs. Selig sind dann,
Die das Rechte wollen und darum von den Mächtigen
Haß und Harmrede dulden: ihnen auch ist im Himmel
Gottes Au gegönnt und geistiges Leben
Einst am ewigen Tage, dessen Ende nicht kommt,
Das wonnige Wohl.«
So hatte der waltende Christ
Den edlen Männern von acht benannten
Seligkeiten gesagt, mit denen sicher jeder
Das Himmelreich erhält, der es haben will,
Oder auf ewig darbt er dereinst
Des Wohls und der Wonne, wenn er die Welt verläßt,
Die Erdenlose, ein ander Licht zu suchen.
Ihm wird Lieb oder Leid, wie er unter den Leuten hier
Wirkte in dieser Welt, ganz wie es wörtlich sprach
Christ, der Allwaltende, der Könige mächtigster,
Gottes eigener Sohn, zu seiner Jünger Schar.
»Selig seid ihr auch, wenn euch beschuldigen
Im Lande die Leute und zu Leide sprechen,
Euch zum Hohne haben und Harmes viel euch
Erwirken in dieser Welt und Weh bereiten,
Lasterrede stiften und starke Feindschaft,
Eure Lehren leugnen, alles Leid euch antun
Und Harm um den Herrn. Das darf euch im Herzen nicht
Das Leben verleiden: ihr erlangt Entschädigung
In Gottes Reiche für der Güter jegliches:
Groß und mannigfalt gegeben wird sie euch,
Weil ihr hier ehbevor Arbeit erduldetet,
Weh in dieser Welt. Weher wird den andern,
Grimmer ergeht es ihnen, die hier Gut besaßen,
Weites Weltwohl. Die verzehren ihre Wonne hier
Im Genuß der Genüge. Sie sollen aber Not
Nach ihrer Hinfahrt, die Helden, erdulden.
Dann beweinen die Frevel, die zuvor hier in Wonnen sind,
In allen Lüsten leben und nicht lassen wollen
Von den Meingedanken, wozu ihr Mut sie reizt,
Von leidigem Leben. Ihr Lohn wird Mühsal sein
Und üble Arbeit; sie werden das Ende dann
Mit Sorgen sehen; und beschweren wird ihr Herz,
Daß sie in der Welt so gar ihrem Willen nachhingen,
Die Männer in ihrem Mute.
Solche Meintat verweist ihnen
Mit wehrenden Worten, denn weisen will ich euch
Und sicherlich sagen, ihr meine Gesellen,
Mit wahren Worten, daß ihr in dieser Welt
Das Salz sollt sein, der sündigen Menschen
Bosheit zu büßen, daß auf bessere Wege
Das Volk geführt werde, des Feindes Werke lassend,
Des Teufels Taten, des Trösters Reich zu suchen.
So sollen eure Lehren der Leute viel
Zu meinem Willen wenden. Wer aber zunichte wird,
Wer die Lehre verläßt, der er leben soll,
Den vergleich ich dem Salze, das an des Sees Gestade
Weithin verworfen liegt, denn wenig taugt es mehr,
Da es die Kinder des Volks mit Füßen treten,
Die auf dem Grieße gehn. So geschieht ihm, der Gottes Wort
Den Menschen melden soll: denn entzweit sich sein Mut,
Daß er mit Herzenslauterkeit nicht zum Himmel will
Spornen mit seiner Sprache, sondern spart Gottes Rede
Und wankt in den Worten, so wird der Waltende ihm gram,
Der Mächtige zornig, und den Menschenkindern auch
Wird er dann allen, die auf Erden wohnen,
Verleidet, den Leuten, der in der Lehre nicht taugt.«
So weislich sprach da, Gottes Wort verkündend
Und die Leute lehrend, der Landeswart
Mit lauterm Herzen. [...]
so sollt ihr auch euer heilig Wort Ihr hörtet oft sagen Auch hieß es im Alten Bund Auch sag ich euch wahrlich, Im Alten Bunde heißt es auch Dann sag ich euch wahrlich, Ehret die Armen, den Überfluß teilt Nicht zu offenbar tu es, wenn du Almosen Armen Auch gebiet ich euch noch, wenn zum Gebet ihr euch neigt Da begann der zwölfe einer, Der begabten Jünger, zu dem Gottessohne: Auch sag ich euch wahrlich noch, Auf vielen Gewinn geht Kümmert euch nicht um Kleidung, vertraut kühnlich dem Herrn, Ihr sollt auch selber zu scharf nicht richten, Von euch tue das Vor die Schweine sollt ihr nicht Ich sag euch überdies |
Heliand: Versuchung in der Wüste
Die Versuchung in der Wüste
Selber ging darauf, Als er getauft war, der teure Gebieter In eine Wüste, des Waltenden Sohn. Hier in der Öde blieb der Herr der Männer Eine lange Weile. Der Leute war nicht mehr ihm, Des Volks zu Gefährten: so war sein Vorsatz. Versuchen sollten ihn starke Wichte, Satanas selber, der stets in Sünde lockt, In Meintat die Menschen. Sein Gemüt war ihm kund, Sein widriger Wille, wie er diese Welt Zuerst beim Anbeginn, die Erdenwohner Zum Bösen verführte, die beiden Gatten Adam und Eva durch Untreue Verleitet' mit Lügen, daß der Leute Kinder Nach ihrer Hinfahrt die Hölle suchten, Die Geister der Menschen. Das wollte der mächtige Gott, Der waltende, wenden, uns wiedergeben Das hohe Himmelreich; seinen heiligen Boten drum Sandt er, seinen Sohn. Das schuf dem Satanas Viel Harm im Herzen: er mißgönnte das Himmelreich Dem Menschengeschlecht und wollte den Mächtigen Ganz so versuchen, den Sohn des Herrn, Wie er einst den Adam in alten Tagen Um seines Herren Schuld hämisch betrogen Und mit Sünde beschwert, so wollt er nun selber den Sohn des Herrn, Den heilenden Christ. Doch hatte gar fest Wider den Schänder des Waltenden Sohn Gehärtet das Herz. Das Himmelreich wollt er Den Leuten verleihen. Da blieb der Landeswart In der Wüste vierzig Nächte fastend, Der Herr der Menschen, und enthielt sich des Mahls. So lange wagten auch die hämischen Wichte, Der neidische Feind nicht, ihm näher zu treten, Mit Gruß zu begegnen: er wähnte, Gott allein, Ohne menschliches Wesen wäre der Mächtige, Der heilige Himmelswart. Als nun Hunger ihm kam, Noch versucht' ihn, näher gehend, Zum dritten Male ließ er sich den Verderber des Volks Da ging der Meintätige, Da weilt' im tiefen Walde des Waltenden Sohn |
04 Mai 2024
Drei heilige hochbegabte Degen (Heliand)
Was Thomas Mann in seinen Josephsromanen an dichterischer Ergänzung leistet, bietet in begrenzterer Form auch der Heliand. Aus wenigen Versen der Bibel gestaltet er eine Darstellung, die den Hörern angepasst ist. Was aufgrund seiner Stoffauswahl verlorengeht, ergänzt er durch Eigenes in dichterischer Form;
Die Mär erscholl
In der Welt nicht weiter, als sein Wille ging,
Des Himmelsherrn Gedanke. Ob heilige Männer schon
Den Christ erkannten, doch ward es am Königshof
Nicht den Mannen gemeldet, die im Gemüte
Ihm Huld nicht hegten. Verhohlen blieb es ihnen
Mit Worten und Werken, bis westwärts von Osten her
Hochbegabte gegangen kamen,
Schneller Degen drei zu dem Volke
Auf langem Wege über das Land dahin.
Sie folgten glänzendem Zeichen und suchten Gottes Kind
Mit lauterm Herzen, hinzuknien vor ihm,
Seine Jüngerschaft bekennend. Sie trieb Gottes Kraft
Dahin, wo sie Herodes, den Herrscher, fanden
In seinem Saale sitzen, auf Arges sinnend,
Hochmütig bei den Mannen, den mordgiergen Mann.
Sie grüßten ihn höflich, wie dem Herrscher gebührte,
In seinem Saal nach Sitte. Da fragt' er sie schnell,
Welche Absicht sie nach außen brächte,
Die Wege zu wandern. »Führt ihr gewunden Gold
Zur Gabe dem Gönner, zu dem ihr gegangen kommt,
Gefahren zu Fuße? Von ferne kommt ihr doch,
Andrer Völker Fürsten: denn vornehm scheint ihr geboren,
Gutem Stamm entsprossen; nie kamen uns noch solche
Boten von andern Völkern, seit ich hier gewalte
Dieses weiten Reichs. Drum sagt mir in Wahrheit
Vor diesen Leuten, warum ihr zu diesem Lande kamt.«
Da gaben ihm zur Antwort die östlichen Männer,
Weise von Worten: »Der Wahrheit nach mögen wir
Unser Gewerbe dir wohl berichten,
Frei bekennen, warum wir gefahren kommen
Von Osten der Erde. Edle lebten einst,
Seligsprechende, die uns Segen viel,
Hilfe verhießen vom Himmelskönig
Mit wahren Worten. Ein Wissender darunter,
Erfahren und weise, war in früher Zeit
Unser Ahn im Osten; kein andrer seitdem
War der Sprachen so kundig: er kannte Gottes Wort,
Denn verliehen hatt ihm der Leute Herr,
Daß er von der Erde aufwärts vernahm
Des Waltenden Wort: drum war das Wissen groß
In des Degens Gedanken. Dann, als er sollte
Diese Wohnungen räumen, der Verwandten Genossenschaft,
Der Leute Traum verlassen, andres Licht zu suchen,
Und nun die Jünger sich näher gehen hieß,
Die Erbwarte und die Angehörigen,
Da sagt' er für sicher, was seither geschah
Und ward in dieser Welt. Ein weiser König,
Sagte der Seher, sollte kommen
Ruhmvoll und mächtig zu diesem Mittelkreis,
Von bester Geburt, aus Gott geboren:
Der werde walten in dieser Welt
Bis zu ewigen Tagen der Erd und des Himmels.
Und am selben Tage, wo ihn, den Seligen,
An diesem Mittelkreis die Mutter gebäre,
Da sollte scheinen, sagt' er, von Osten her
Ein heller Himmelsstern, wie wir hier nie sahen
Zwischen Erd und Himmel noch irgend anderswo
Solch Kind noch solch Zeichen. Es zu verehren sollten dann
Dort aus dem Volke drei Männer fahren:
Im Augenblick, da sie im Osten aufsteigen sähen
Das Gotteszeichen, sollten sie gegürtet sein
Und wir ihm dann folgen, wie es fürder ginge
Westlich über die Welt. Das ist nun wahr geworden,
Durch Gottes Kraft gekommen. Der König ist geboren
Stark und schön: wir sahn sein Zeichen scheinen
Hell unter den Himmelssternen, wie der Herr uns selber,
Der Mächtige, melden ließ. Jeden Morgen sahen wir
Des Sternes Strahlenglanz: wir folgten ihm stets
Auf waldigen Wegen; unser Wunsch war nur,
Daß wir ihn selber sähen, ihn zu suchen wüßten,
Den König, in diesem Kaisertum. Nun künd uns, wo das Kind entsproß.«
Da ward dem Herodes inwendig der Brust
Das Herz voll Harm, ihm wallte heiß der Mut,
Die Seele mit Sorgen, da er sagen hörte,
Daß er ein Oberhaupt sollt über sich haben,
Einen kräftigern König, von edler Abkunft,
Einen seligern unter dem Gesinde. Versammeln hieß er da,
Was weiser Männer wär in Jerusalem,
Die klügsten und kundigsten Kenner in Sprachen,
Die in der Brust auch bärgen der heiligen Bücher
Wahrhaftes Wissen. Zu diesen gewendet fragte
Nun aufs genauste der neidherzge Mann,
Der König des Landes, wo Christ geboren
Werden sollte im Weltreiche,
Der beste Friedenswart. Der Frage antworteten
Die Weisen nach Wahrheit: sie wüßten, er werde
In Bethlem geboren: »so ist in den Büchern
Weislich verzeichnet, wie die Wahrsager
Durch Gottes Kraft, begabte Männer,
Hochweise Leute, weiland sprachen,
In Bethlehem solle der Burgen Hirte,
Der liebe Landeswart ans Licht gelangen,
Der reiche Berater, der da richten soll
Über der Juden Volk und seine Gabe teilen
Mild über den Mittelkreis der Menge der Völker.«
Nun erfuhr ich, daß sofort der falsche König
Der Wahrsager Worte den Wallern sagte,
Die dahin aus der Heimat als Herolde waren
So fernher gefahren. Er fragte sie dann,
Wann sie im Ostenland zuerst gesehen
Den Königsstern strahlen, die Standarte leuchten
So hell am Himmel. Nichts hehlen wollten sie,
Gaben redlich Bericht. Da hieß er sie reisen,
Bis sie alles aufgefunden, ihrem Auftrag gemäß,
Von des Kindes Kunst. Der König gebot auch
Und erheischt' es hart, der Herrscher der Juden,
Den weisen Männern, eh sie von Westen führen,
Ihm kundzutun, wo er den König sollte
In seinem Sitze suchen: mit dem Gesinde dächt er dann
Den Gebornen anzubeten. Alsbald ertöten wollt er ihn
Mit der Waffen Schärfe. Aber der waltende Gott
Dachte anders zu dem Ding und mochte mehr gedenken
Und leisten an diesem Licht: das blieb noch lang ersichtlich,
Gottes Kraft ward kund.
Strahlend klommen die Zeichen
Weiter zwischen Wolken. Die Weisen waren
Fertig zu ihrer Fahrt: da fuhren sie hin sofort,
Die Botschaft zu vollbringen, den Gebornen Gottes
Selber aufzusuchen. Des Gesindes war nicht mehr,
Die dreie nur; der Dinge wußten sie doch Bescheid,
Die gottbegabten Männer, die die Gaben brachten.
Weislich sahen sie wohl unter der Wolken Wölbung
Auf zu dem hohen Himmel, wie die hellen Sterne fuhren:
Da erkannten sie Gottes Zeichen, die dem Christ zu Liebe waren
Dieser Welt gewirkt: ihnen wanderten sie nach,
Folgten in Ehrfurcht. Sie förderte der Mächtige
Weiter, bis sie gewahrten, die wegmüden Männer,
Hell am Himmel das hehre Gotteszeichen
Stillestehen. Der Stern leuchtete
Hell über dem Hause, wo das heilige Kind
Willig wohnte, bewacht von der Jungfrau,
Die ihm demütig diente: da ward der Degen Herz
Erquickt in ihrer Brust, sie erkannten an dem Zeichen,
Daß sie das Friedenskind Gottes gefunden hatten,
Den heiligen Himmelskönig. Da in das Haus sie nun
Mit ihren Gaben gingen, die Gäste von Osten,
Die fahrtmüden Fürsten, sofort erkannten sie
Wohl den waltenden Christ. Die Wanderer fielen
Vor ihm ins Kniegebet, und in Königsweise
Grüßten sie den guten, brachten die Gaben dar,
Gold und Weihrauch nach den göttlichen Zeichen,
Und Myrrhen zumal. Die Mannen standen bereit,
Hold vor ihrem Herren, die mit Händen alles
Fröhlich empfingen. Dann schieden die frommen
Recken zu ihrer Ruhe: die reisemüden Männer
Gingen in den Gastsaal, wo Gottes Engel
Den Schlafenden bei Nacht ein Gesicht zeigte,
Ein Scheinbild im Schlummer, wie es der Schöpfer selber,
Der Waltende, wollte, als würd ihnen geboten,
Daß sie auf anderm Wege gen Osten führen,
Zu Lande gelangten und zu dem leiden Mann,
Herodes, nicht wieder zurückekehrten,
Dem meinrätgen König. Da nun der Morgen kam
Wonnig zu dieser Welt, begannen die Weisen sich
Ihre Gesichte zu sagen und erkannten selber
Des Waltenden Wort, da sie Weisheit viel
Bargen in ihrer Brust. Sie baten den Allwaltenden,
Den hehren Himmelskönig, daß sie um seine Huld auch ferner
Seinen Willen dürften wirken, denn zu ihm gewandt sei Herz
Und Mut allmorgenlich. Da fuhren die Männer hin,
Die Gesandten von Osten, wie der Engel Gottes
Sie mit Worten gewiesen, einen andern Weg nehmend
Und Gottes Lehre folgend. Dem Judenkönig wollten
Von des Neugebornen Geburt die Boten von Osten,
Die gangmüden Gäste, gar nichts melden, und heim
Wenden nach eigenem Willen.