29 März 2017

Lope de Vega: Die Liebesheuchler IV

Beatriz (zu Octavia)
Ich hätt' Euch allerlei Geschichten 
Von Felisardo zu berichten. 
Octavia Nun wohl, ich höre zu. 
Beatriz Sein Plan Ist, Euch zu fühlen auf den Zahn.
Drum soll der Hauptmann sich so stellen,
Als hätt' er sich in Euch vergafft,
Und soll versuchen, Euch zu fällen,
Damit er sich Gewißheit schafft,
Ob treu Ihr seid und tugendhaft.
Octavia Du scherzest!
Beatriz             Nicht doch.
Octavia Das ist echt! Wer sagte dir's?
Beatriz             Mendoza.
Octavia             Recht!
Im Heucheln bin auch ich beschlagen.
Beatriz Wie meint Ihr das?
Octavia             Oft hört' ich sagen,
Es gelt' als Regel beim Gefecht:
Die beste Deckung ist der Hieb.
Ich will so tun, als hätte wunder
Wie sehr ich ebenfalls ihn lieb.
Er ist Soldat; wenn man den Plunder
Versteht, so flammt er auf wie Zunder.
Beatriz Vorzüglich!
Octavia             Achtung! Ich beginne.
(Sie ruft) He, Felisardo!
Felisardo (eilt zu ihr)             Stets bereit. Nun?
Octavia             Falls in freundschaftlichem Sinne
Du den Herrn Hauptmann eingeweiht
In das Geheimnis unsrer Minne,
So bring ihn heute mit zu Tisch.
Ich will ihm Gastlichkeit erweisen
Als deinem Freund.
Felisardo (geht zu Don Lorenzo)             Bei ihr zu speisen, Lädt sie Euch ein.
Don Lorenzo             Aha, der Fisch Beißt an.
Felisardo             Seid recht verführerisch.
Octavia (zu Beatriz) Der Wolf hat sich wohl gar gedacht,
Zu tun hab' er's mit einem Schafe?
Verdient nicht solch ein Pinsel Strafe?
Don Lorenzo (zu Felisardo) Paßt auf, sie wird zu Fall gebracht.
Octavia (zu Beatriz) Einseifen werd' ich ihn, hab acht,
Und ausziehn, daß sich Gott erbarm'.
Don Lorenzo (zu Felisardo) Die wird im Handumdrehn bemeistert.
Octavia Das Essen, meine Herrn, steht warm –
Herr Hauptmann, reicht mir Euren Arm.
Don Lorenzo Ich bin beglückt.
Octavia             Ich bin begeistert. (Alle ab ins Haus rechts) [...]
Don Lorenzo (zu Tristan)
Drum laß auch du dir bloß zum Schein
Von Beatriz den Sinn verwirren
Und hüte dich vor ihr; dein Girren
Darf gleichfalls nur erheuchelt sein.
Tristan Ich werde tun, was Ihr befehlt,
Wenngleich mit großer Überwindung,
Da nicht von anderer Empfindung
Mein Herz wie Eures ist gestählt.
Als gestern abend sie ein Schnitzel
Mir auftrug und ich ihre Hand
Ergriff, da, weiß es Gott, empfand
Ich in der Seele einen Kitzel.
Sie zog die Hand zurück, das heißt
Sie tat wie jemand, der zum Lachen
Den Anreiz fühlt in sich erwachen
Und drum sich auf die Lippen beißt.
Don Lorenzo Auch bei Octavia selbst gelingt
So schneller Sieg mir, daß ich staune.
Tristan Es ist ein Weib von guter Laune
Und gutem Herzen, unbedingt.
Wie gastlich sie die Schüsseln hob
Und jedem reichte; wie beflissen
Sie stets die besten Leckerbissen
Euch zierlich auf den Teller schob!
Wie reizend pflegte sie zu nippen
Von Eurem Becher und erkor
Die gleiche Stelle, wo zuvor
Ihr selber hattet Eure Lippen!
Gott gebe nur, daß Euer Freund
Bei ihr nicht Euren Kuppler machte
Und in ein Labyrinth Euch brachte,
Das rings ein Stachelwall umzäunt. [...]  
Octavia Drum zu den Waffen! Ein Verräter
Kommt mit erheucheltem Gefühl,
Will mich erhitzen, selber kühl,
Und ohne Lieb' um Liebe fleht er.
Weil ich jedoch von Eva stamme,
So wickle mich in lauter List,
Die reich gefüllt mit Vorrat ist,
Gleich einem vollgesognen Schwamme.
Gib mir den starken Helm der Lüge,
Den Federbusch der Schmeichelei,
Der Sehnsucht nachgeahmten Schrei,
Der Leidenschaft gefälschte Züge.
Gib mir der Vorsicht Rückenschild,
Gib mir die Schlinge der Erhörung,
Den Degen gleißender Betörung,
Den Pfeil, der Trug mit Spott vergilt. [...]
Ob Fässer oder Besenstiele,
Sie sind doch Männer insgesamt.
Und mögen sie den Unterschied
In ihrer Liebe laut betonen,
Sie gleicht den Geißlerprozessionen,
Wo man, was kommt, voraus schon sieht.

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