26 März 2017

Lope de Vega: Die Liebesheuchler III

Don Lorenzo Gibt's Weiber, die so leicht sich wandeln, 
Daß niemand ihnen trauen darf, 
Ist das noch lang kein Grund, so scharf 
Die edlen Frauen zu behandeln. 
Ein Weib, das eines andern wegen 
Den fernen Liebsten hintergeht, 
Glaub, guter Tristan, die versteht 
Das grad so gut, wenn er zugegen. 
Tristan Ach, Herr, wievielen weißen Lämmern, 
Bringt die Gelegenheit Gefahr, 
Die sündlos stets gelebt, sogar 
In ihres Traumes halbem Dämmern. 
Der Gegenwärtige hat recht, 
Weil der Entfernte nicht als Wache 
Eintreten kann für seine Sache, 
Und darum geht es diesem schlecht. 
Entfernung ist wie tiefer Schlaf, 
Und Schläfer prellt man allzu gerne; 
Plagt den Galan drum in der Ferne 
Nicht Eifersucht, ist er ein Schaf. [...]
Felisardo 
Ist sie nicht zauberhaft? 
Don Lorenzo             Sie gleicht 
Der Venus. 
Felisardo Findet Ihr? So streicht 
Um sie herum, nach Gunst begierig: 
Sie zu beschenken ist zwar leicht, 
Doch sie zu lieben äußerst schwierig. 
Don Lorenzo Wieso? 
Felisardo             Sie dankt, wenn man sie liebt, 
Indem sie spricht, schreibt, nimmt. 
Don Lorenzo             Und gibt? 
Felisardo Davon hab' ich in den drei Jahren, 
Seit ich sie liebe, nichts erfahren. 
Don Lorenzo Drei Jahre! 
Doch weshalb verschiebt Sie jetzt noch jedes Gnadenzeichen? 
Felisardo Sie wünscht wohl, daß ich am Altar Ihr als Gemahl die Hand soll reichen. 
Don Lorenzo Ein sehr gewicht'ger Grund fürwahr. Ließt Ihr sie's hoffen? 
Felisardo             Ziemlich klar. 
Don Lorenzo Ei, wenn man von der Heirat spricht 
Mit einer Frau, dann braucht man nicht 
Erstaunt zu sein, daß zum Gewähren 
Sie sich erst will bereit erklären, 
Nachdem man sie geehelicht. 
Felisardo Dies Weib ist manches Opfer wert; 
Es haben wohl in den drei Jahren 
Dreitausend Männer sie verehrt, 
Die sämtlich ihre Gimpel waren, 
Da, wer sie sieht, sie auch begehrt. 
Nur fragt sich, ob sie jemals einem 
Von diesen ihre Gunst geweiht; 
Denn Lieb' und Achtung zeigt sie keinem. 
Doch seltsam wär's, hätt' all die Zeit 
Ein Weib wie sie sich so kasteit. 
Das ist der Argwohn, der unsäglich 
Mir zusetzt, weil ich ohnehin 
Nicht weiß, woran ich mit ihr bin, 
Und weil als Steckenpferd alltäglich 
Sie unsre Heirat hegt im Sinn. 
Kein Wunsch von mir, dem sie sich fügt; 
All meinen Plänen widersteht sie, 
All meine Absichten verdreht sie, 
Zermürbt mich, quält mich, lügt und trügt, 
Und es gibt nichts, was ihr genügt. 
Sie flieht vor mir, komm' ich ihr nah, 
Und geh' ich, folgt sie mir in Dichte; 
Sag' ich ihr »nein«, sagt sie mir »ja«; 
Ich bin der Schatten ihrem Lichte, 
Und schwindet sie, werd' ich zunichte. 
Wein' ich, dann singt sie; sing' ich, weint sie; 
Will ich etwas von ihr, verneint sie; 
Vernein' ich, will sie's ihrerseits: 
Je mehr sie mit mir spielt, erscheint sie 
Mir so von immer größrem Reiz.

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