28 Oktober 2016

Bruno Frank: Cervantes (Kurzrezension)

Kurzrezension

In seinem Roman versucht Frank eine Sinndeutung des Lebenslaufs von Cervantes.
Er versteht das Leben vor dem Roman als Vorbereitung eines großen Kunstwerks, das Abstand von den großen Zielen nimmt, die wesentliche Protagonisten der Zeit sich setzten.

Philipp II. strebt die Wiederherstellung einer einheitlichen katholischen Welt an. -  Dies völlig unrealistische Ziel karikiert Cervantes in Don Quijotes Unternehmungen, von denen der Kampf mit Windmühlen sprichwörtlich geworden ist.

Juan d'Austria will die endgültige Abwehr der Türken erreichen, als das scheitert, wenigstens ein eigenes Königreich. Als er nur die Statthalterschaft der Niederlande erhält, schrumpft er über der Langweile zur Mumie. - Dies wird durch Sancho Pansas streben nach einer Statthalterschaft karikiert. Denn die wird Sancho nur gegeben, um ihm durch Vortäuschung eines Kampfes zu lähmen und zum Verzicht auf seinen früheren Herzenswunsch zu bewegen.

Die Könige Algeriens stellen bei Frank Zerrbilder von Monarchen dar, die ihre Herrschaft durch Intrigen gewinnen und sie nur zur Bereicherung verwenden.

Die Verblendung Philipps II. verdeutlicht Frank daran, dass Madrid als Drecknest geschildert wird, und Philipp trotz der unermesslichen Schätze an Gold und Silber, die er aus Amerika bezieht, als kurz vor dem Bankrott. Angewiesen darauf, dass arme Spanien auszusaugen, um seine Pläne zu verwirklichen. Und dessen Hinterlassenschaft nicht nur gescheiterte Pläne, sondern auch Schulden sind, die seine Untertanen noch lange nach seinem Tode abtragen müssen.

Dass Frank am Schluss Heinrich IV. als großen Gegenspieler Philipps herausstellt, scheint mir darauf hinzudeuten, dass er den Sancho Pansa des Cervantes als Gegenfigur zum verblendeten Quijote (Philipp II.) versteht, mit seiner Zuwendung zum Leben, seiner Erdverbundenheit und dem Sinn für die einfachen Freuden des Daseins (alles Qualitäten, die der Philipp II. aus Franks Roman seinem Gegenspieler Heinrich IV. zuschreibt).
Dass Don Quijote am Schluss seine Verblendung überwindet, versteht Frank offenbar als Kritik des Cervantes an den unrealistischen Zielen Philipps II.

mehr zum Buch: hier

Keine Kommentare: