28 September 2015

Rilke: Die Flamingos

Die Flamingos 
Jardin des plantes, Paris 

In Spiegelbildern wie von Fragonard
 ist doch von ihrem Weiß und ihrer Röte 
nicht mehr gegeben, als dir einer böte, 
wenn er von seiner Freundin sagt: sie war 

noch sanft von Schlaf. Denn steigen sie ins Grüne 
und stehn, auf rosa Stielen leicht gedreht, 
beisammen, blühend, wie in einem Beet, 
verführen sie verführender als Phryne 

sich selber;  bis sie ihres Auges Bleiche
 hinhalsend bergen in der eignen Weiche, 
in welcher Schwarz und Fruchtrot sich versteckt. 

Auf einmal kreischt ein Neid durch die Voliere; 
sie aber haben sich erstaunt gestreckt 
und schreiten einzeln ins Imaginäre.

(Rainer Maria Rilke)

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