04 Oktober 2014

Der seltsame Fall des Benjamin Button

Eine merkwürdige Wiederbegegnung mit einer Erzählidee:
Der seltsame Fall des Benjamin Button sehen, die Erzählidee kennen und in den Werbepausen die short story lesen, die ich in meiner Schulzeit kennen gelernt hatte. Darauf während weiterer Werbepausen in der deutschen Wikipedia nach ihr suchen und nur den Film finden, der in einer völlig anderen Zeit spielt, was ich beim Film erst langsam ahnte, aber in der ersten Werbepause wusste, als ich las: "Noch 1860 war es üblich, zu Hause geboren zu werden ..."
Brad Pitt, von dem ich jahrelang gehört und gelesen hatte, erstmals als Schauspieler zu erleben, älter und jünger, als er damals war, und bei Cate Blanchett zu rätseln, von welcher Szene an und bis zu welcher Szene sie Daisy spielte, was also Computersimulation alles vermag.

Im Film von 2009 spielen - naheliegenderweise -  zeitlose Liebesgeschichten die Hauptrolle. In der Kurzgeschichte von 1922 durchlebt die Hauptperson das heute höchst aktuelle Problem, dass sie sich als ein anderer fühlt, als sie von außen wahrgenommen wird. Nur während heute die Gesellschaft mehr und mehr das Selbstgefühl akzeptiert und nicht selten die biologischen Gegebenheiten an das Selbstgefühl anzupassen sucht, wird bei Fitzgerald der Greis brutal in die Kinderrolle gezwängt und der Jugendliche um die Anerkennung gebracht, die er sich im Erwachsenenalter verdient hat.
Dagegen ist Benjamin Buttons Liebesleben bei Fitzgerald nur dadurch gekennzeichnet, dass er schon nach wenigen Jahren Ehe nicht mehr recht weiß, was ihn zuvor an seiner Frau fasziniert hat. Das soll auch vorkommen, wenn der Mann nicht jünger wird, während die Frau älter wird.

Fitzgerald hält an der Perspektive Benjamins fest, auch als er als Baby nichts mehr von seiner Vorgeschichte mehr weiß. Der Film wechselt zur Perspektive der Frau, die binnen kurzem von der Geliebten zur fürsorglichen Oma des Partners wird.

Faszinierend ist an der Erzählung die radikale Umsetzung der Erzählidee, am Film die optische Realisierung, die freilich trotz aller Kunst vor allem im Anfangsteil aus meiner Sicht versagte.




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