08 März 2014

Jäger und Wild

In meinem Kommentar zum Storchenzitat habe ich ein Gedicht über Jäger und Wild zitiert.
Hier folgt ein Volkslied:
1. Es blies ein Jäger wohl in sein Horn, wohl in sein Horn,
und alles, was er blies, das war verlorn, das war verlorn.
Halia Husasa tiralala,
und alles, was er blies, das war verlorn.
2. Soll denn mein Blasen verloren sein?
Viel lieber will ich kein Jäger sein.
Halia Husasa tiralala,
und alles, was er blies, das war verlorn.
3. Er zog sein Netz wohl über den Strauch,
da sprang ein schwarzbraunes Mädel heraus.
Halia Husasa tiralala,
und alles, was er blies, das war verlorn.
4. Ach schwarzbraunes Mädel, entspring mir nicht!
Ich habe große Hunde, die holen dich.
Halia Husasa tiralala,
und alles, was er blies, das war verlorn.
5. Deine großen Hunde, die holen mich nicht.
Sie wissen meine hohen weiten Sprünge nicht.
Halia Husasa tiralala,
und alles, was er blies, das war verlorn.
6. Deine hohen weiten Sprünge, die wissen sie wohl,
sie wissen, daß du heut noch sterben sollst.
Halia Husasa tiralala,
und alles, was er blies, das war verlorn.
7. Und sterb ich heut, bin ich morgen tot,
begräbt man mich unter Rosen rot.
Halia Husasa tiralala,
und alles, was er blies, das war verlorn.
8. Er warf ihr's Netz wohl um den Fuß,
auf daß die Jungfrau fallen muß.
Halia Husasa tiralala,
und alles, was er blies, das war verlorn.
9. Er warf ihr's Netz wohl um den Arm,
da war sie gefangen, daß Gott erbarm.
Halia Husasa tiralala,
und alles, was er blies, das war verlorn.
10. Er warf ihr's Netz wohl um den Leib,
da ward sie des jungfrischen Jägers Weib.
Halia Husasa tiralala,
und alles, was er blies, das war verlorn.
Dass ich das Volkslied in einer anderen Version im Kopf habe, als die hier aus dem Internet gezogene, wird wohl nicht verwundern. Meine Version ähnelt sehr der im "Liederquell" veröffentlichten.

  Das Gedicht:
(Sie:)
Wär' ich ein muntres Hirschlein schlank,
Wollt' ich im grünen Walde gehn,
Spazierengehn bei Hörnerklang,
Nach meinem Liebsten mich umsehn.

Ein junger Jäger, der seitwärts an einem Baume gelehnt stand und ihren Gesang mit dem Waldhorne begleitete, antwortete ihr sogleich nach derselben Melodie:
Nach meiner Liebsten mich umsehn
Tu ich wohl, zieh ich früh von hier,
Doch sie mag niemals zu mir gehn
Im dunkelgrünen Waldrevier.

Sie sang weiter:
Im dunkelgrünen Waldrevier,
Da blitzt der Liebste rosenrot,
Gefällt so sehr dem armen Tier,
Das Hirschlein wünscht, es läge tot.

Der Jäger antwortete wieder:
Und wär' das schöne Hirschlein tot,
So möcht ich länger jagen nicht;
Scheint übern Wald der Morgen rot:
Hüt schönes Hirschlein, hüte dich!

Sie:
Hüt schönes Hirschlein, hüte dich!
Spricht's Hirschlein selbst in seinem Sinn,
Wie soll ich, soll ich hüten mich,
Wenn ich so sehr verliebet bin?

Er:
Weil ich so sehr verliebet bin,
Wollt ich das Hirschlein, schön und wild,
Aufsuchen tief im Walde drin
Und streicheln, bis es stille hielt'.

Sie:
Ja, streicheln, bis es stille hielt',
Falsch locken so in Stall und Haus!
Zum Wald springt's Hirschlein frei und wild
Und lacht verliebte Narren aus.

Hier ließen sich einige Reflexionen über die Frauenrolle im Volkslied und in der Romantik anschließen.
Ich überlasse sie den Lesern, doch darf ich anmerken, dass Hermann Löns schwerlich einen Storch, der auf einem Bein zu stehen pflegt, auf einem Bein sitzen ließe. Was in der Romantik Naturschwärmerei ohne Kenntnis war, ist bei Löns Naturromantik ohne Emanzipation. Oder ist das zu verallgemeinert und überspitzt?

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