11 März 2013

Nagib Machfus: Die Nacht der tausend Nächte

Gottesfürchtige Dämonen treiben Menschen, die in ihre Macht kommen, dazu an, zu töten, und schützen sie, wenn sie Verbrechen begehen.
Dem Teufel ergebene Dämonen ermöglichen erfüllte Liebe über Standesgrenzen hinweg.

In seiner Fortsetzung von Tausendundeine Nacht lässt Nagib Machfus den Sultan Schahriyâr unter dem Einfluss seiner Frau Scheherazade weniger grausam geworden sein, dafür fehlt ihr freilich der Einfluss, den sie durch ihre Geschichten auf ihn ausübte. Sie ist so machtlos, wie man es von einer Sultanin erwartet.
Dafür spielen die Dämonen ihr unerwartetes Spiel, und der Sultan zieht wie ein zweiter Hārūn ar-Raschīd nachts unerkannt durch die Straßen.
In einem roten Haus, prächtiger eingerichtet als der Palast des Sultans, verdreht eine verführerische Frau allen Mächtigen des Reiches den Kopf, doch auch diese Sündenhaftigkeit wie auch die Hinrichtung eines Unschuldigen vermögen nur die Macht der Gläubigen zu stärken.

Der Sultan bemüht sich immer mehr um gerechte Herrschaft. Schließlich ernennt er einen Schuster zum Gouverneur, und der sucht sich Arme seiner Bekanntschaft als oberste Beamte.
Den Sultan bedrängt der Gedanke an seine Grausamkeit in der Vergangenheit, er verlässt seine Frau und seinen Sohn und gerät in auf zauberhafte Weise in eine paradiesisches Reich, wo nur Frauen leben, heiratet die Herrscherin, glaubt sich glücklich und kehrt dann doch wieder in das Land, in dem er so grausam herrschte, zurück.


Am Schluss spricht ein Weiser zu ihm die Worte:
"Eifersüchtig wacht die Wahrheit darüber, dass niemand leicht zu ihr dringt, sie keiner erreicht. Sie lässt den Menschen in den Wüsten der Verwirrung umhertappen und in den Meeren der Ungewissheit ertrinken. Wer denkt, er sei angekommen, von dem trennt sie sich. Wer glaubt, er sei ihr fern,  den sucht sie heim. Die Wahrheit ist unerreichbar, unentrinnbar, unentbehrlich."


Machfus schreibt märchenhaft wie in den Erzählungen von Tausendundeine Nacht; aber seine Sympathie gilt durchweg den sozial Schwachen und seine Helden finden von der Macht des Schwertes zum Vertrauen in die Macht des Glaubens.

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