01 Januar 2013

Tübingens Geschenk an Frankreich: Karl Friedrich Reinhard

"Reinhard war und blieb bis an sein Lebensende auch als Pair von Frankreich ein guter Deutscher, und war noch im hohen Alter, als ich ihn zuerst und zuletzt sah, bei dem Jubiläum der Georgia Augusta im Jahre 1837, ein schöner Mann, der, wenn er mit Alexander von Humboldt auf dem Altane des Dietrich'schen Hauses, meiner Wohnung gegenüber, stand, meine Aufmerksamkeit mehr fesselte als die bunten Züge der Studirenden, die den beiden Greisen Vivat zurufend und die Fahnen schwenkend vorbeizogen. Reinhard war es, der die erste Liebe Bollmann's, das gebildetste Mädchens Deutschlands, wie dieser sie nannte, die Tochter von Reimarus heirathete, während er als Resident bei den Hansestädten accreditirt war, und zur Zeit, wo Bollmann in Amerika eine Heimat suchte, hatte er seine junge Frau als Gesandtin nach Florenz geführt. Allein das neidische Schicksal raffte sie bald von seiner Seite, wie er, auf kurze Zeit, Minister der auswärtigen Angelegenheiten in Paris war. [...] Nach damaliger Sitte theilte Boisserée dem Freunde Reinhard die Briefe, welche er von Friedrich Schlegel und Dorothea Schlegel und andern berühmten Leuten erhielt, mit, und diese wurden dann an Theeabenden vorgelesen, und man gewann so Einsicht in Gemüthsstimmungen, Lebensanschauungen, innere und äußere Wandlungen bedeutender Menschen, die wieder Gelegenheit zu interessanten Unterhaltungen gaben."
Heinrich Oppermann: Hundert Jahre

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