06 September 2012

Zum historischen Hintergrund von "Dreizehnlinden"

Karl der Große plante schon um 800 herum "die Gründung eines Reichsklosters als geistigen Stützpunkt in Sachsen nach dem Beispiel der großen und bedeutenden Abteien Frankens, zu denen auch die im Jahr 662 gegründete Abtei Corbie an der Somme gehörte, die damals in der Blüte ihrer Entwicklung stand. Schon während der Sachsenkriege hatte Karl der Große die Sachsen gewaltsam zum Christentum geführt und „junge Sachsen als Geiseln […] mitgenommen“, um sie „in den fränkischen Klöstern zu verteilen und im heiligen Gesetz und der Mönchsregel unterrichten zu lassen“. Gemäß der Translatio Sancti Viti, einem wichtigen Zeugnis zur Frühgeschichte Corveys, galt die Lebensführung der Mönche in Corbie als lobenswert, was Karl den Großen dazu veranlasste, besonders viele seiner Gefangenen dort unterzubringen. Zudem war Adalhard, Abt von Corbie, verwandtschaftlich eng mit dem karolingischen Königshaus verbunden und wurde nun offenbar von Karl dem Großen mit der Neugründung eines Benediktinerklosters in Sachsen betraut." (Geschichte des Klosters und Schlosses Corvey) Webers Epos "Dreizehnlinden" bezieht sich auf die Gründungsgeschichte Corveys. Die sächsischen Adligen, die sich in Corvey taufen ließen, taten es vermutlich etwas weniger freiwillig als der Sachse Elmar des Epos.

Elmar kniete vor den Staffeln
Im Gewand von weißem Linnen,
Sanft gebückt, geschloßnen Auges,
Wie versenkt in sel'ges Sinnen;
Auf dem Antlitz Fried' und Freude,
Zartes Rot auf Kinn und Wangen,
Gleich als sei ein heil'ges Feuer
Warm im Herzen aufgegangen.
Und ein Strahl der Frühlingssonne
Glitt hinein mit goldnem Glanze
Und umwob des Jünglings Locken
Wie mit einem Glorienkranze.
Denn er siegte, und soeben,
Von des Abtes Hand ergossen,
Hatte das geweihte Wasser
Gnadenreich sein Haupt umflossen,
Dank dem Prior, der dem Ringer
Erst ein Helfer war und Rater,
Jetzt des Überwinders Zeuge,
Jetzt im Geist sein zweiter Vater.

"Die Halbbrüder Adalhard, Abt von Corbie (Corbeia Aurea) an der Somme, und Wala, ein Vetter Karls des Großen, gründeten mit Zustimmung von Ludwig dem Frommen 815 oder 816 als Nova Corbeia (neues Corbie) das erste Kloster im Land der Sachsen in Hethis, zunächst als Propstei von Corbie. Dorther kamen die ersten Mönche. Der Konvent verlegte seinen Sitz im Jahre 822 an die Stelle des heutigen Schlosses Corvey. Damit lag das Kloster etwas östlich vom Königshof Huxori (später Höxter). Dieses befand sich am Übergang des Hellwegs über die Weser. Im Zusammenhang mit der Übersiedlung wurde der Konvent etwa zur Hälfte durch Mönche aus dem Kloster Fulda erweitert. Gleichzeitig wurde es mit kaiserlicher Unterstützung von Corbie formal unabhängig. Es wurde aber noch bis 826 in Personalunion mit dem Mutterkloster geleitet.
Der Kaiser schenkte Corvey 823 den Königshof sowie Reliquien des Heiligen Stephanus. Gleichzeitig wurde Corvey der Besitz aller bisher Corbie eigenen Güter in Sachsen bestätigt. Dem Kloster wurde die Immunität und die freie Abtswahl gewährt. [...] Im Gegensatz zur Regula Benedicti nahm Corvey keine Mönche aus niederen Gesellschaftsschichten auf. Die Brüder kamen durchweg aus dem hohen Adel Frankens und Sachsens. [...] Durch königliche Güterübertragungen und Schenkungen des sächsischen Adels war Corvey eines der reichsten Klöster im deutschen Raum. [...]
Die Anfänge der Klosterbibliothek [...] legte bereits Ludwig der Fromme. Heute noch erhalten sind die sächsischen Gesetze Karls des Großen, die fünf ersten Bücher der Annalen des römischen Historikers Tacitus sowie Schriften des römischen Schriftstellers und Philosophen Cicero. Das Kloster wurde zu einem der wichtigsten Vermittler der westfränkischen Kultur in Sachsen." (Wikipediaartikel Corvey, Fassung vom 1.9.12)

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