24 Dezember 2011

Goethe

"ein poetisches Werk weiß ich auszuführen und zu verantworten, aber die Lebenswerke haben mir nie recht gelingen wollen" (Goethe)
"Man hat mich immer als einen vom Glück besonders Begünstigten gepriesen; auch will ich mich nicht beklagen und den Gang meines Lebens nicht schelten. Allein im Grunde ist es nichts als Mühe und Arbeit gewesen, und ich kann wohl sagen, daß ich in meinen fünfundsiebzig Jahren keine vier Wochen eigentliches Behagen gehabt. Es war das ewige Wälzen eines Steines, der immer von neuem gehoben sein wollte. Mein eigentliches Glück war mein poetisches Sinnen und Schaffen." (Goethe 1824 zu Eckermann)
"Man wird das Politische bei Goethe im umfassenderen Rahmen einer geglückten Lebensführung betrachten müssen, vergleichbar mit der praktischen Philosophie der antiken Griechen."
Rudolf Augstein: Gleichgültig für alles Deutsche (über den politischen und privaten Dichterfürsten Goethe)

Die Instrumentalisierung seiner Umgebung: August, Christiane:
"Wir lieben an einem jungen Frauenzimmer ganz andere Dinge als den Verstand. Wir lieben an ihr das Schöne, das Jugendliche, das Neckische, das Zutrauliche, den Charakter, ihre Fehler, ihre Kapricen, und Gott weiß was alles Unaussprechliche sonst; aber wir lieben nicht ihren Verstand. Allein der Verstand ist nicht dasjenige, was fähig wäre, uns zu entzünden und eine Leidenschaft zu erwecken." (Goethe zu Eckermann)

"Dass er sie bei offiziellen Einladungen geradezu verbarg, schien die junge Frau nicht weiter zu stören. Christiane war in hohem Maße bereit, sich den Wünschen des Dichters zu fügen." (Augstein: Gleichgültig für alles Deutsche)
Sigrid Damm hat in Christiane und Goethe deutlich gemacht, dass Christiane erst nach 10 Jahren, nach einer Krise, wo Goethe sie zu verstoßen drohte, diese Haltung gelernt hat. Und sie hat wahrscheinlich gemacht, dass diese mannhafte Unterdrückung ihrer Eifersucht ihr ihre Gesundheit - und letztlich das Leben - gekostet hat.

Goethe in "Maximen und Reflexionen" über Theorien:
„Theorien sind gewöhnlich Übereilungen eines ungeduldigen Verstandes, der die Phänomene gern los sein möchte und an ihrer Stelle deswegen Bilder, Begriffe, ja oft nur Worte einschiebt.“ (Zur Naturwissenschaft)
"Die große Aufgabe wäre, die mathematisch-philosophischen Theorien aus den Teilen der Physik zu verbannen, in welchen sie Erkenntnis, anstatt sie zu fördern, nur verhindern und in welchen die mathematische Behandlung durch Einseitigkeit der Entwicklung der neuern wissenschaftlichen Bildung eine so verkehrte Anwendung gefunden hat." (aus dem Nachlass)

Vergleiche dazu auch den Aufsatz von Manfred Osten: Die Europäer - von Dämonen geplagte Wesen von 2007.

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