11 August 2011

Öffentliche Bibliothek und Leihbibliothek in Konkurrenz

Die Leihbüchereien waren wichtige Voraussetzung für eine breite Leserschaft von Romanen.

Im Unterschied zu den Romanen der Barockzeit, die als Gelehrtenliteratur im Quartformat daher kamen, zielten die Romane des Zeitalters der Empfindsamkeit wie etwa The Vicar of Wakefield, Rousseaus Nouvelle Héloise und Goethes Werther auf die Unterhaltungsbedürfnisse eines breiten Publikums, nicht zuletzt eines weiblichen, und wurden daher im kleineren Oktavformat und auch in Duodez- und in Sedezformat gedruckt.
Solche Bücher dienten nämlich  zum Lesen bis zum Verschlingen in jeder Lebenslage, nicht als Referenzwerke, die man in der häuslichen Bibliothek haben musste. Der größte Teil der Leserschaft lieh sie sich also nur aus, weil die Anschaffung zu teuer gekommen wäre.
Dass Leserinnen ihre männlichen Partner im Leseeifer oft übertrafen, galt den kulturkritischen Volkspädagogen fast als ein schlimmeres Laster als im 20. Jahrhundert das Fernsehen und im 21. die Computerspiele. Ging doch die Lesezeit von der Hausarbeit ab. Daher versuchten die öffentlichen Bibliotheken das "gute" Buch zu fördern, das weder Sittlichkeit noch staatstreue Gesinnung seiner Leserinnen und Leser gefährdete.
(vgl. dazu Uwe Jochum: Kleine Bibliotheksgeschichte, Stuttgart 2007, S.156 ff. und die verlinkten Wikipediaartikel)

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