13 Dezember 2009

Meine Freundin Tamara

Er ist Kriegsgefangener, doch beim Einholen des Heus darf er bei einer russischen Familie übernachten. Freundlich ist die Begrüßung, es gibt Kapustasuppe, Speck und das dunkle russische Brot.
Rasch freundet sich die Tochter des (Holz)hauses mit ihm an. Der Großvater mit Erinnerungen an seine Amerikafahrt 1910, wo er über Bremen kam, erinnert sich jetzt noch an die Kirchen und den Roland und hilft bei der Verständigung zwischen Enkelin und Gast aus. Der Vater, Tischler, "sah allerdings das freundschaftliche Verhältnis nicht gern".
Dann der schwere Abschied. "Als ich mich an der Biegung des Weges noch einmal im Sattel umdrehte und winkte, sah ich Tamara einsam am Gartenzaun stehen. Ihr rotes Kopftuch leuchtete in der Wintersonne."
Diese kurze Erzählung von Friedrich Rudolf Hohberg erinnert in manchem an Hartungs "Ich denke oft an Piroschka". Genauso wie dort bringt die Tochter dem Besucher große Herzlichkeit entgegen, ist recht die "Unschuld vom Lande". Freilich, Tamara ist vier Jahre alt.
Die Erzählung habe ich - zusammen mit anderen eindrucksvollen Texten aus russischer Kriegsgefangenschaft - in dem Band "Und bringen ihre Garben", Stuttgart 1956, herausgegeben von H. Gollwitzer, J. Krahe und K. Rauch gefunden.

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